Wie kannst du deine Wut loswerden – Wutmanagement durch Wegdrücken oder doch lieber durch Ausleben?
Es ist mal wieder so einen Tag. Nix läuft wie es soll. Ein pampiger Anruf bringt mich endgültig auf die Palme. Am liebsten würde ich jetzt jemanden ungespitzt in den Boden hauen. Und die Gelegenheit bietet sich prompt. Jemand kommt mit einer Frage um die Ecke, die ich ihm schon mehrmals beantwortet hatte. Ich würde meine Wut ja gern loslassen, aber wie?
Schlechteste Wahl: Wut loswerden durch die Suche nach dem Schuldigen…
Es liegt nahe, jemandem die Schuld für die Wut zu geben. Ich falle prompt darauf rein. Jemand kommt mir in den Sinn, über den ich mich so richtig aufregen kann. Der kommt mir gerade Recht.
Doch dieser Mensch ist nicht mal in meiner Nähe. Nur in meinem Kopf. Das reicht meiner Wut aber schon. Meine Gedanken kreiseln und ich rege mich jetzt über ihn auf.
Doch das hilft mir auch nicht weiter. Die Wut köchelt weiter vor sich hin, ohne abzukühlen. Entspannung und Gelassenheit gehen anders. Wut Management auch.
Hätte ich mal lieber dem Wetter die Schuld gegeben. Das ändert sich schneller wieder als Gedanken, die in meinem Kopf festkleben und die Wut im Schlepptau haben.
Wie kannst du Wut loswerden, ohne jemand eine Bratpfanne über den Kopf zu hauen…
… und ohne sie wegzudrücken. Man hört ja immer wieder, man würde Magengeschwüre und so was kriegen, wenn man’s runterschluckt. Und wer will schon ein Magengeschwür…
Spirituelle Lehren empfehlen, den mittleren Weg zu gehen. Aber wie geht der?
- Soll man nur noch ein bisschen sauer sein?
- Sich nur noch ein bisschen ärgern?
- Eine Mittelmaßwut pflegen?
Vier Methoden, die dir garantiert helfen, wenn du Wut loswerden willst:
1. Atme langsamer und leiser!
Ja, genau. Wut ist Energie. Energie braucht Sauerstoff. Wenn du langsamer atmest, sagst du deinem Körper, es ist alles im grünen Bereich, er muss keine Energie mehr bereitstellen. Und während er runterfährt, verflüchtigt sich deine Wut. Du kannst sie also einfach wegatmen. Möglichst ein bisschen länger aus- als ein. Probier’s mal.
2. Habe Mitgefühl mit dir selbst!
„Mitgefühl mit mir selbst – das kann ich nicht!“ höre ich oft. Aber das kann man üben.
- Je öfter du dich selbst mit Mitgefühl anschaust, umso stabiler wirst du.
- Und umso entspannter.
- Umso sicherer.
- Umso ruhiger.
Das lohnt sich also enorm.
Allerdings solltest du erstmal Mitgefühl von Mitleid unterscheiden.
Den Unterschied erklär ich dir hier.
3. Habe Mitgefühl mit den anderen Beteiligten
Erst wenn du dich selbst empathisch anschaust und Mitgefühl mit dir hast, kann dein Selbstschutz aus Härte wieder aufweichen. Du versuchst dich vor dem Versagen zu schützen. Und die Angst vor dem Versagen hat oft viel tiefere und logischere Gründe, als dir bewusst ist.
Empathie und Mitgefühl kann man trainieren. Sie sind wie Muskeln – je öfter du sie benutzt, umso stärker werden sie. Also schau einfach liebevoll und freundlich auf dich. Das hilft schon.
Mitgefühl für andere fördert dein Verstehen. Und sobald du andere Menschen verstehen kannst, verraucht die Wut. Du musst deshalb trotzdem nicht gutheißen, was andere tun. Mitgefühl hat nichts mit „sich nicht abgrenzen können“ zu tun.
4. Versetz dich für einen Moment in die Zukunft
Stell dir vor, das Ereignis ist schon ein paar Wochen her. Macht es dich immer noch wütend? Nein?
Okay. Was ist später anders als jetzt? Du könntest deine Wut genauso gut auch heute schon loslassen, weil du das in 2 Monaten, einem halben Jahr oder in 10 Jahren sowieso tust.
Wut loswerden ist schwierig, wenn die Wut andere Gefühle überdecken soll
Wut ist oft ein Gefühl, dass sich vor oder über ein anderes schiebt, weil man das nun gerade nicht spüren will. Hinter einer Wut können zum Beispiel
- Enttäuschung
- Trauer
- Verzweiflung
- Angst
- Hilflosigkeit
stecken. Wenn die Wut nicht nachlässt, erlaube dir deshalb, einen Moment tiefer hineinzuspüren, was wirklich dahinter steckt. Was macht dir eigentlich zu schaffen? Nimm dir dafür Zeit und Ruhe.
Beispiel: Wut als Selbstschutz
Ich kenne Leute, die von sich behaupten, dass sie kaum Empathie und Mitgefühl für andere empfinden können. Aber wenn man sie genauer beobachtet, entdeckt man, dass sie Unmengen davon haben. Sie spüren’s bloß nicht mehr, aus Selbstschutz. Sie würden ihr letztes Hemd hergeben und sich für andere aufopfern. Es fällt ihnen sehr schwer, sich abzugrenzen. Da hilft Wut enorm, denn sie gibt die Energie, um Grenzen zu ziehen.
Wenn deine Wut nicht verraucht, hast du vielleicht gerade deinen Selbstschutz aktiviert. Je deutlicher du dich abgrenzen kannst, umso schneller kann deine Wut wieder verrauchen. Du brauchst den Energieschub „Wut“ dann nicht mehr.
Beispiel: Wut über den inneren Antreiber
Der Grund für eine Sauwut liegt oft nicht da, wo man ihn vermutet. Mitunter ist auch der eigene Antreiber schuld. Er erzeugt Unzufriedenheit mit sich selbst. Manchmal auch Enttäuschung über sich selbst. Du willst vielleicht gerade deinen Ansprüchen hinterherkommen und hast das Gefühl, du schaffst es nicht.
Wenn’s dein eigener Antreiber ist, der dich wütend macht, musst du etwas Schwung holen. Den Antreiber kann man nicht so leicht stoppen. Da braucht man in der Regel Unterstützung. Ein Coaching wäre gut.
Beispiel: Wut, die Enttäuschung oder Trauer verdecken soll
Enttäuschung oder Trauer sind sehr schwer auszuhalten. Es ist einfacher, Wut zu spüren. Die Energie von Wut ist stark. Sie überdeckt „leichtere“ oder „sanftere“ Gefühle.
Wie du mit Enttäuschung umgehen kannst, das kannst du in meinem nächsten Blogartikel lesen.
Hanne Demel
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